Nevada Pass by MacLean Alistair

Nevada Pass by MacLean Alistair

Autor:MacLean, Alistair [MacLean, Alistair]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 2012-06-23T16:00:00+00:00


Kurz nach Mittag hatte es erneut zu schneien begonnen, aber diesmal nicht so dicht, daß die Sicht nennenswert behindert gewesen wäre. Der Zug schnaufte in für die Wetterverhältnisse beachtlichem Tempo dahin, und die dicken, schwarzen Rauchwolken, die aus dem Schornstein der Lokomotive quollen, deuteten darauf hin, daß der Heizer mit Feuereifer bei der Sache war. Im Speisesalon hatten sich alle noch verbliebenen Passagiere zum Essen versammelt. Die Stimmung war düster. Claremont wandte sich an Henry: »Sagen Sie Mr. Peabody, daß wir essen.« Henry verschwand und Claremont sagte zum Gouverneur: »Der Appetit ist mir allerdings völlig vergangen.«

»Mir geht es genauso, Colonel.« Und wenn man ihn ansah, glaubte man ihm das auch: Er war leichenblaß, hatte dunkle Ringe unter den Augen, und selbst der prächtige weiße Bart konnte die eingefallenen Wangen nicht vertuschen. Seine Ähnlichkeit mit Buffalo Bill wurde zusehends geringer. »Was für eine entsetzliche Reise! Was für eine schreckliche Reise! All diese prachtvollen Soldaten tot! Captain Oakland und Lieutenant Newell vermißt – wahrscheinlich auch längst tot! Und Dr. Molyneux ermordet! Und der Marshal hat keine Ahnung, wer – wer – mein Gott! Vielleicht ist der Mörder sogar hier in diesem Raum!«

»Die Chancen stehen zehn zu eins dagegen«, beruhigte ihn Pearce. »Es ist viel wahrscheinlicher, daß er unten in der Schlucht liegt.«

»Woher wollen Sie das wissen?« Der Gouverneur schüttelte langsam und verzweifelt den Kopf. »Was für eine grauenvolle Reise! Ich habe das Gefühl, es ist nur eine Frage der Zeit, wann das nächste Unglück geschieht.«

»Ich weiß es nicht«, sagte Pearce. »Aber nach Henrys Gesichtsausdruck zu urteilen, ist es bereits geschehen.«

Henry war mit schreckgeweiteten Augen in den Salon gestürmt und stieß mit heiserer Stimme hervor: »Ich kann ihn nicht finden, Sir. Er ist nicht in seiner Schlafkabine!«

Gouverneur Fairchild stöhnte hörbar. Er und Claremont tauschten einen ahnungsvollen Blick. Deakins Gesicht erstarrte für einen Augenblick, aber gleich darauf entspannte er sich wieder und sagte leichthin: »Weit kann er nicht sein – ich habe erst vor einer Viertelstunde mit ihm gesprochen.«

»Das habe ich gesehen«, bestätigte Pearce säuerlich. »Worum ging's denn?«

»Er versuchte meine Seele zu retten«, erklärte Deakin. »Selbst meine Erklärung, daß Mörder keine Seele haben, konnte ihn nicht …«

»Schweigen Sie!« fuhr Claremont ihn an. »Den Zug durchsuchen!«

»Und anhalten, Sir?« fragte O'Brien.

»Anhalten? Wozu?«

»Vielleicht ist er noch im Zug. Vielleicht aber auch nicht. Und wenn nicht, muß er irgendwo auf der Strecke liegen – in eine Schlucht kann er nicht gestürzt sein, denn wir sind in der letzten Stunde an keiner vorbeigekommen. Falls wir ihn draußen suchen müssen, werden wir ein ganz schönes Stück zurückfahren müssen, und jeder Meter, den wir weiterfahren –«

»Sie haben recht! Henry, geben Sie Banlon Bescheid.«

Henry rannte nach vorn, während Claremont, der Gouverneur, O'Brien und Pearce sich ans Zugende begaben. Deakin blieb, wo er war, er hatte offenbar nicht die Absicht, irgendwohin zu gehen. Marica starrte ihn mit kalten Augen an, und als sie schließlich die fest aufeinandergepreßten Lippen öffnete, war auch nicht eindeutig festzustellen, ob in ihrer Stimme die Feindseligkeit oder die Fassungslosigkeit überwog: »Er kann krank sein, verletzt – vielleicht liegt er



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